Elektronische Rezeptausstellung reduziert Medikationsfehler um das Siebenfache

New York/Heidelberg, 10. März 2010

Sollten Allgemeinärzte die elektronische Ausstellung von Rezepten einführen, um die Anzahl von Me-dikationsfehlern zu reduzieren? Laut Rainu Kaushal und ihren Kollegen vom Weill Cornell Medical College in New York können durch den Einsatz der elektronischen Verschreibung sieben Mal mehr Medikationsfehler vermieden werden. Ihre Studie¹ über die Vorteile der elektronischen Verschreibung in Allgemeinpraxen erscheint online im Journal of General Internal Medicine², das von Springer publiziert wird.

In den USA werden Hausärzte zunehmend darin bestärkt, die elektronische Verschreibung im ambu-lanten Bereich einzuführen. Bei Konsultationen in Arztpraxen werden geschätzte 2,6 Milliarden Arz-neimitteleinheiten ausgehändigt oder verschrieben. Wenn man bedenkt, welche potentiellen Sicher-heitsvorteile der Einsatz von Informationstechnologien im Gesundheitswesen bietet, ist es wichtig, in den kleinen Gemeinschaftspraxen Überzeugungsarbeit für diese Verschreibungsweise zu leisten.

Um die Auswirkungen von elektronischen Rezepten zu bewerten, untersuchten die Autoren in der Hudson Valley-Region in New York in zwölf Hausarztpraxen die Anzahl und Schwere von Medikations-fehlern. Zu den untersuchten Fehlern gehören beispielsweise Verordnungen ohne Mengenangaben, Verschreibung von Medikamenten an Patienten mit bekannter Allergie gegen wirksame Bestandteile sowie Folgeschäden durch Medikamente. Im Zeitraum von September 2005 bis Juni 2007 verglichen die Autoren der Studie die Anzahl der Verschreibungsfehler von 15 Ärzten, die die elektronische Ver-schreibung einführten mit 15 weiteren Ärzten, die die Rezepte weiterhin handschriftlich ausstellten. Zu Beginn der Studie analysierten die Wissenschaftler insgesamt 3.684 handschriftliche Rezepte. Nach einem Jahr waren es 1.543 handschriftliche und 2.305 elektronische Rezepte.

Diejenigen, die während der Studie die elektronische Verschreibung eingeführt hatten, verwendeten ein kommerzielles, eigenständiges System mit klinischer Entscheidungshilfe für Dosierungsempfehlungen, Berücksichtigung von allergisch bedingten sowie medikamentösen Wechselwirkungen und redundanten Behandlungen.

Rainu Kaushal und ihr Team fanden heraus, dass den Ärzten, die das elektronische Verschreibungs-verfahren eingeführt hatten, nach einem Jahr fast siebenmal weniger Verschreibungsfehler unterliefen – eine Reduzierung von 42,5 Prozent zu Beginn der Studie auf 6,6 Prozent. Im Gegensatz dazu blieb die Anzahl der Fehler bei den Ärzten, die weiterhin das traditionelle handschriftliche Verfahren einsetzten hoch mit 37,3 Prozent zu Beginn der Studie und sogar 38,4 Prozent nach einem Jahr. Fehler aufgrund von Unleserlichkeit wurden durch die elektronische Verschreibung vollständig eliminiert.

Die Autoren kommen zu dem Schluss: „Verschreibungsfehler treten bei Hausärzten wahrscheinlich viel häufiger auf als bisher angenommen. Unsere Studie gehört zu den ersten, die den Rückgang von Verschreibungsfehlern in Arztpraxen bzw. kleinen Gemeinschaftspraxen zeigt, in denen die elektroni-sche Rezeptierung nicht verbreitet ist. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz eines eigenständi-gen Systems mit klinischer Entscheidungshilfe für die elektronische Verschreibung die Sicherheit bei der ambulanten Verschreibung deutlich erhöhen kann.“

Quellenangaben:
1. Kaushal R et al (2010). Electronic prescribing improves medication safety in community-based office practices. Journal of General Internal Medicine, DOI 10.1007/s11606-009-1238-8
2. Das Journal of General Internal Medicine ist das offizielle Organ der Society of General Internal Medicine.

Der Volltextartikel ist für Journalisten als PDF verfügbar.
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