Die Nachteile des großartigen Naturproduktes Baumwolle stehen wieder im Fokus der Berichterstattung. Aus Anlass der Internationalen Baumwolltagung, die Mitte März in Bremen stattfand, fragte eine Nachrichtenagentur: „100 Prozent Baumwolle – Qualitätssiegel oder Boykottgrund?“ Und eine Lokalzeitung schrieb: „2700 Liter Wasser für ein T-Shirt. Klamotten werden zum Umweltproblem“. Diese Schlagzeilen ignorieren die Entwicklungen der letzten Jahre und lassen die Baumwoll-Aufzucht unter normalen Bedingungen außer acht.
Die Bremer Baumwollbörse erklärt: „Von der Saat bis zur Ernte (der Baumwolle) vergehen sechs Monate. Lediglich in der Aufzuchtphase benötigt die Pflanze Feuchtigkeit. Die Bewässerung erfolgt entweder durch Regenfälle oder künstliche Bewässerung. Letztere bietet höhere Erträge. In der Reifephase reagiert die Pflanze negativ auf zu viel Nässe. Sie benötigt viel Sonne und liebt Trockenheit.“ Dort, wo künstliche Bewässerung nötig ist, kommt Tröpfchenbewässerung und intelligente Wasservorratshaltung zum Einsatz.
Deshalb kann ein Durchschnittsverbrauch, der für alle Anbauländer gilt, seriös nicht genannt werden, denn die Bedingungen in den einzelnen Ländern und Regionen sind extrem unterschiedlich. Für Cotonea-Bio-Baumwolle, die in Uganda und Kirgistan angebaut wird, kann ein Wasserverbrauch von null Litern im Anbau nachgewiesen werden. Rechnet man den Verbrauch im Produktionsprozess hinzu, kommt man auf knapp 19 Liter Gesamt-Wasserverbrauch. Wie alt mag die Angabe von 2700 Litern sein – wenn sie denn jemals gestimmt hat. Und es kursieren noch viel höhere Zahlen.
Die genannte Lokalzeitung schreibt weiter: „Nicht nur der Verbrauch von Textilien (und damit auch Wasser) steigt, sondern auch die Weltbevölkerung“. Nun wird diese alte Kulturpflanze gar dafür verunglimpft, dass die Bevölkerung steigt – und dass Bekleidung, heute „Klamotten“ genannt, in den Industrieländern zu Ex-und-Hopp-Artikel geworden sind. Der Kreislauf, der damit in Gang gesetzt wurde, fällt uns jetzt auf die Füße.
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